Saisonbeginn 2021

Kurz vor Ostern – das Wetter ist top – fahre ich nach Volendam, um die „Liberty“ aus ihrem Winterlager zu befreien. COVID 19 hat uns alle noch fest im Griff. Holland gilt als Risikogebiet und soll aufgrund der hohen Inzidenzzahlen vor Ostern noch zum Hochinzidenzgebiet erklärt werden. Das macht das Reisen mit den entsprechenden Quarantäneregeln dann noch schwierig. Mit gültigem und vor allen Dingen negativen PCR-Test düse ich dann noch in der Woche vor Ostern nach Volendam. Um Punkt 09:00 Uhr ist die „Liberty“ im Wasser und ich kann sie gemütlich und völlig entspannt zu unserem Liegeplatz verlegen. Viel kann ich nicht machen und ich entscheide mich, die Segelgarderobe erst einmal nicht aufzuziehen. Da ich nicht weiß, wann wir das nächste Mal nach Volendam dürfen montiere ich auch zunächst unsere alte Sprayhood.

Gut gesichert und vielleicht auch mit den Fendern etwas übertrieben – aber was ich an Fendern habe, kann ich ja auch für einen längeren Zeitraum ausbringen. 

Ankern

Im Jahr 2020 ankerten wir unheimlich viel. Die Jahre zuvor lagen wir meist über Nacht in Marinas oder auch sehr gerne in den Gemeindehäfen. In 2020 war jedoch doch alles ein wenig anders. Da wir natürlich unter dem Vorzeichen von COVID-19 auch lieber auf Abstand sind und wir unheimlich Glück mit dem Wetter hatten, haben wir für uns das Ankern wieder neu entdeckt. Mit unserem Ankergeschirr, bestehend aus einem 15 kg schweren Rocna-Anker und einer 8 mm Kette liegt das Schiff wie einbetoniert 😉 am Ankerplatz – auch bei sehr viel Wind! Ich bin froh, dass ich vor einigen Jahren den Pflugscharanker gegen den Rocna ausgetauscht habe.

Es ist auch kein Problem, wenn ein größeres Schiff am Ankerplatz mal längsseits geht. 

Ein Foto unseres Rocnas wird noch folgen.

Hoppelchen

In Volendam sieht Hannah im Schaufenster einen kleinen Stoffhasen, den sie so süß findet und diesen unbedingt selbst von ihrem eigenen Geld kaufen möchte. Also gehen wir in das Geschäft. Hannah holt sich das Stofftier aus dem Regal und will den Kaufprozess (immerhin ist sie erst 5 Jahre und spricht kein Wort niederländisch) ganz alleine abwickeln. Es ist ein Genuss, wie sie zur Kasse geht und dem Verkäufer ihr Portemonnaie hinhält, damit dieser den passenden Geldbetrag aus der Börse nehmen kann. Es war so zuckersüß, dies zu beobachten. 

Wieder an Bord, muss Hoppelchen – so nennt Hannah ihr Häschen nun – ein Kleid bekommen. Äh … so viele Stoffreste haben wir nicht, dass wir kurzerhand etwas schneidern können. Also holen wir uns aus dem MarinaOffice einige Papp-Kaffeebecher. Hier die Anleitung für „Wie bastele ich ein Kleid für Hoppelchen?“ 🙂 :

 

Sprayhood mit Sonnendach

Es war eine Frage der Zeit, bis sich das Verdeck in Luft auflösen wird. Die Nähte waren dermaßen porös und brüchig. Auch die Kunststofffenster zeigten Risse. Das alter Verdeck hat mal mindestens 12 Jahre Wind und Wetter getrotzt. Es wird Zeit dies auszutauschen. Wir sind froh, dass uns der Segelmacher Jan Schokker in Volendam kurzfristig eingeschoben hat und das neue Verdeck vermessen hat. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Jan Schokker.

Einige Wochen später bekommen wir dann unser fertiges Verdeck aufgezogen. Anstelle der Kuchenbude können wir nun ein verlängertes Sonnendach einzippen:

Dazu haben haben wir noch zwei Reißverschlüssen machen lassen, die uns nicht nur vor Sonne schützen, sondern auch vor Regen:

Wenn es richtig ungemütlich wird, dann können wir auch unsere alte Kuchenbude, die das Cockpit komplett einschließt, an die neue Sprayhood anzippen. Dazu hat die alte Kuchenbude neue Reißverschlüsse bekommen.

Lelystad (NL) – Helgoland – Hörnum (Sylt)

Nun komme ich doch noch zu meinem kleinen Nordseeerlebnis im Coronajahr. Im August machen Jörg von der „4 Grobis“ und ich uns auf dem Weg nach Hörnum. Anfänglich ist es richtig pustig, doch das Wetter ändert sich im Laufe der nächsten Tage in fast karibische Verhältnisse. Danke Jörg, für die schöne Zeit!

 

Manöverschluck und Anlegerbier

Auch bei uns gibt es einen „Manöverschluck“. Doch, was ist denn nun wieder ein „Manöverschluck“? Mit einem „Manöverschluck“ wird ein gelungenes „Manöver“ begossen. Strenggenommen, ist beispielsweise jede Kursänderung ein Manöver, das gefeiert werden kann. Wir machen das natürlich nicht, da an Seetagen – das heißt, wenn wir mit der „Liberty“ unterwegs sind – bei uns Alkoholverbot an Bord herrscht. Unser „Manöverschluck“ beschränkt sich eher auf ein oder manchmal zwei 🙂 Gläschen Rum oder eine Dose Bier, die wir nach einem gelungenen Anlegemanöver stellvertretend als „Manöverschluck“ im Hafen genießen.

Das Beitragsbild wurde aufgenommen von Jörg Grabenschröer.

Das Vordeck gehört mir!

Hannah hat für sich das Vordeck als Lieblingsplatz identifiziert. Bei ruhigen Segeltagen darf sie – natürlich nur mit Lifebelt und Rettungsweste – sich auf dem Vordeck aufhalten. Das Relingsnetz bietet auch noch einmal etwas Sicherheit. Außerdem ist von uns an Seetagen IMMER einer mit dabei. Im Hafen darf Hannah schon alleine vorne auf dem Vordeck rumturnen. Wenn wir mit dem Bug zur Pier anlegen, muss auch sofort die Hängematte ausgebracht werden, denn es könnten ja andere Kinder über den Steg laufen. So sitzt sie wartend in der Hängematte, bis eine neue potentielle Freundin am Steg vorbeischlendert.

Ist das „Neo-Traditional“?

Eine weitere und diesmal ganz spezielle Tradition in der Geschichte der „Liberty“. Seitdem wir mit der „Liberty“ unterwegs sind, gönnen wir uns stets zum Saisonstart – aber wohlgemerkt erst nach dem Einräumen und Seeklarmachen – eine Portion Kibbelinge.  Nicht nur Hannah liebt diese kleine in mundgerechte Würfel geschnittenen Fischfiletstücke, die mit Backteig überzogen und anschließend frittiert werden. In der Zubereitung wird in der Regel Filet vom Kabeljau verwendet. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Dips. Hannah bevorzugt ganz klar einen Knoblauchdip. Auch wenn das Wort „Kibbeling“ ursprünglich die gesalzene Wangen (eigentlich Abfälle) des Kabeljaus bezeichnet, verdirbt diese ursprüngliche Bezeichnung und keineswegs den Appetit.